Grundschule Prüfening

Pressebericht zum „AKKU-Tag“ 2019

Wenn man am Freitagvormittag, 18. Oktober 2019,  die Grundschule Prüfening betrat, herrschte auffallende Stille im Schulhaus. Waren alle Klassen etwa beim Wandertag oder wurden überall zeitgleich Tests geschrieben? Falsch! Bereits zum zweiten Mal fand für alle 18 Klassen der Projekttag „Gesunde und achtsame GS Prüfening“ statt, der sich seit diesem Jahr „AKKU-Tag“ nennt.

„AKKU“ steht hier für „Achtsame und Kerngesunde Kinder im Unterricht“. Nach einem anstrengenden Start ins neue Schuljahr gab es am Freitag für die Prüfeninger Kinder einen ganzen Schultag lang die Gelegenheit, den eigenen Akku neu aufzuladen und neue Kraft und Energie zu tanken. In 36 Kleingruppen-Workshops wie z.B. Kinderyoga, einer Igelball-Partnermassage, einer Stein-Meditation, Sinneserfahrungen im Achtsamkeitstraining oder einer Traumreise konnten die Kinder ihre Schule als Ort zum Wohlfühlen kennen lernen. Die Gesamtplanung lief bei der Schulpsychologin Dr. Barbara Gottschling zusammen. Während eines normalen Tages in der Schule erleben Kinder oft eine Vielzahl an äußeren Reizen  (z.B. Lautstärke, schwierige Aufgaben, neuer Lehrstoff) sowie inneren Anforderungen (z.B. Leistungsdruck, Erwartungshaltungen). Häufig ist der Alltag der Kinder und Jugendlichen durchgeplant mit Unterricht, Essenszeiten, AGs, Hausaufgabenzeiten, Freizeitgestaltung. Zudem erzeugt die Notwendigkeit von Bewertung und Benotung in unserem Schulsystem schon in früher Kindheit eine Leistungsorientierung und ein beständiges Vergleichen mit anderen. Die auch in der Grundschule angekommene Digitalisierung im Unterricht, sicherlich notwendig, um die Schüler von heute auf Ihre Arbeitswelt von morgen vorzubereiten, bringt eine weitere Vielzahl von Außenreizen mit sich.

Die Prüfeninger Kollegium mit Rektor Bernd Paulus möchte mit dem neuen Schulprofil „Gesunde und achtsame Schule“  ganz bewusst einen Gegenpol zu diesen Entwicklungen und den damit verbundenen Belastungen für Schüler und Lehrer anbieten. 

Der „AKKU-Tag“ bedeutet seit letztem Schuljahr den Auftakt für ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die über das ganze Schuljahr hinweg in der Schule immer wieder Akzente setzten und für eine gesündere Balance zwischen Leistungserfordernissen und Erholungsphasen in der Schulgemeinschaft sorgen sollen. 

Damit wird an eine langjährige Tradition der Schule angeknüpft, in der es schon  seit Jahren das von der Religionspädagogin Manuela Zollitsch initiierte Angebot der „Stillen Pause“ im kleineren Kreis als Alternative zum „trubeligen“ Pausenhof gibt sowie Entspannungskurse für alle Altersstufen. Dazu kommen weitere bereits etablierte Bausteine wie das Gewaltpräventionsprogramm „Pack ma`s“ für eine Schule ohne Gewalt oder auch das Sportangebot in Kooperation mit einigen Regensburger Vereinen wie dem ESV Regensburg (Handball), dem SWC Regensburg (Leichtathletik) oder dem SC Bavaria Regensburg (Schach).

Ganz neu und wohl in dieser Form und in diesem Ausmaß bisher ziemlich einmalig in Bayern ist das aus der Arbeitsgemeinschaft „Achtsamkeit“ hervorgegangene umfassende Achtsamkeitstraining an der Schule, welches alle Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klassen in Form eines insgesamt 30 stündigen Klassentrainings durchlaufen und welches von der Techniker Krankenkasse und der Evangelischen Landeskirche gefördert wird.  Gleichzeitig gibt es umfangreiche Trainingsprogramme für die Lehrer sowie Angebote für die Elternschaft in Form von Workshops und Vorträgen, um Achtsamkeit wirklich nachhaltig in der Schulgemeinschaft zu leben und zu verankern. 

Die Grundschule Prüfening hat die Zeichen der Zeit erkannt und folgt den vielversprechenden Beispielen aus England und USA, wo Achtsamkeitstrainings bereits mit großem Erfolg ins Bildungssystem integriert werden und dies vielen wissenschaftlichen Studien zufolge die Stressbelastungen von Lehrern und Schülern nachweislich senkt. Die Achtsamkeitstrainerin Dr. Madeleine Kamper weiß zu berichten, dass es deutschlandweit immer mehr Schulen und Bildungseinrichtungen gibt, an denen meist einzelne Lehrer versuchen, Achtsamkeitsprogramme in ihrer Schule zu etablieren und praktische Übungen in den Unterricht zu integrieren. Das Engagement der Grundschule Prüfening, die als ganze Schulgemeinschaft Achtsamkeit und Gesundheit nachhaltig umzusetzen versucht,  hat in dieser Form allerdings noch Seltenheitswert und kann für viele Schulen, die ähnliches anstreben, ein Vorbild sein.

Achtsamkeit bedeutet ja nicht nur Entspannung, sondern bedeutet, ganz präsent zu sein und mitzukriegen, was in uns selbst und um uns herum passiert. Achtsamkeitstraining fördert die Konzentrationsfähigkeit, die Selbstregulation, die Körperwahrnehmung und das Selbstwertgefühl und führt gleichzeitig zu einem sensibleren und wertschätzenderen Umgang mit uns selbst, mit andern Menschen und mit unserer Umwelt. Alles wichtige Fähigkeiten für ein sinnerfülltes Leben in unserer heutigen Zeit. 

Doch wie nehmen die Experten das Thema „Achtsamkeit in der Schule“ selbst wahr? Tina aus der 3. Klasse meint. „Beim Achtsamkeitstraining spüre ich in mich hinein und entdecke etwas, das früher uninteressant war.“ Leopold aus ihrer Klasse ergänzt: „Ich habe gelernt, bei einem Streit nicht mehr so aggressiv zu werden. Die Atemübung aus dem Unterricht hilft mir!“

Der AKKU-Tag und das Achtsamkeitstraining haben offenbar den Praxistest bestanden.